Mit seiner Ankündigung, sich für eine Gesamtschulgründung in Selm einzusetzen, hat Thomas Orlowski bei seiner Präsentation als Bürgermeisterkandidat der SPD die öffentliche Diskussion zu diesem Thema neu entfacht.
Wir haben als CDU Fraktion die Entscheidung zur Einrichtung einer Sekundarschule (und damit gleichzeitig zum Auslaufen der bisherigen Realschule) unterstützt. Die Selma-Lagerlöf-Schule wurde 2014 gegründet, die ersten Absolventen der Sekundarstufe I bis zur Klasse 10 werden im kommenden Jahr die Schule verlassen.
Wesentliche Argumente für unsere damalige Haltung waren:
- der Bestand des Gymnasiums sollte nicht durch Einrichtung einer Gesamtschule mit konkurrierendem Sek II- Bereich gefährdet werden;
- die prognostizierten Schülerzahlen reichten nicht aus, um zwei konkurrierende Oberstufen an verschiedenen Selmer Schulformen einzurichten;
- die Einrichtung einer Gesamtschule (neben dem bestehenden Gymnasium) wäre im behördlichen Verfahren nicht genehmigungsfähig gewesen, da die notwendigen Schülerzahlen nicht vorhanden waren und die Herstellung eines regionalen Konsens mit den Nachbargemeinden zumindest schwierig gewesen wäre (die bestehenden Schulen dürfen nicht im Bestand gefährdet werden);
Diese Argumentation hat auch heute noch Bestand. Auf Nachfrage der RN hat Thomas Orlowski erläutert, dass für ihn die ‚Aufstockung’ bzw. Umwandlung der Sekundarschule zur Gesamtschule eine denkbare Lösung wäre.
Während UWG und Wir für Selm (Linke) einer Gesamtschule positiv gegenüber stehen (die UWG hat allerdings in 2013/14 nicht geschlossen gegen die Sekundarschule gestimmt), betont Frau Küpper, dass eine Oberstufe in der 2014 gegründeten Sekundarschule nicht vorgesehen sei.
Die Verwaltung (Fr. Engemann) betont auf Nachfrage, dass das bestehende Schul-angebot in Selm für die unterschiedlichen Bedürfnisse eine ausreichende Versorgung bietet. Man sei skeptisch bezüglich der Genehmigungsfähigkeit einer Gesamtschule, für eine evtl. Erweiterung der Sekundarschule stehen keine Räumlichkeiten, Flächen etc. zur Verfügung.
Herr Walter, Schulleiter des Gymnasiums, machte sein Unverständnis für die erneut initiierte Gesamtschuldiskussion auf Anfrage gegenüber den RN deutlich.
Aus heutiger Sicht ist aus Sicht der CDU folgendes festzustellen:
- die Sekundarschule befindet sich weiter im Aufbau, wie gut die mit dem Gym-
nasium getroffenen Kooperationsvereinbarungen greifen, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen; - die aktuell bestehenden und prognostizierten Schülerzahlen ermöglichen zwar die Einrichtung einer Sekundarstufe II an zwei Schulen, jedoch droht durch die dann entstehende Konkurrenzsituation eine ständige Verunsicherung;
Zusammenfassend:
In dem Bemühen, im Zusammenhang mit seiner Kandidatur für das Bürgermeisteramt ein eigenes programmatisches Profil zu entwickeln, entfacht Thomas Orlowski die Diskussion um die Einrichtung einer Gesamtschule aufs Neue. Er nimmt damit bewusst eine Verunsicherung von Schülern, Eltern und Lehrerschaft an den bestehenden Schulformen in Kauf.
Die Daseinsberechtigung einer noch im Aufbau befindlichen Sekundarschule nach kurzer Zeit in Frage zu stellen ist unverantwortlich. Gerade bei der wichtigen Frage des schulischen Angebotes in einer Kommune sollten Politik und Verwaltung verlässliche Entscheidungen treffen, um Schülern und Eltern Handlungs- und Planungssicherheit bei der Wahl der Schulform zu bieten.
Im Zusammenhang mit der Aussage von H. Bredohl in seinem Leserbrief, wonach die Stadt Selm täglich 500 auspendelnde Schüler zu beklagen habe, sind diesem Schreiben Anlagen aus der Selmer Schulstatistik 2018/19 beigefügt.
Tatsächlich beträgt die Zahl der Auspendler 477 Schüler. Wie bei jeder Statistik ist jedoch auch hier eine differenzierte Betrachtung hinsichtlich der Schulformen, der Jahrgangsstufen, der gewachsenen regionalen Strukturen etc. erforderlich.
Den Eindruck zu erwecken, man könne mit Einrichtung einer Gesamtschule diesen 477 Schülern ein Auspendeln ‚ersparen’ ist schlicht falsch.
Herbert Mengelkamp